„Wie kommt man denn am schnellsten ins Gute-Laune-Land?“, wirst Du fragen.
Also, am schnellsten in das Gute-Laune-Land kommen, das geht so:
Wir beide legen uns jetzt mal auf den Rücken und schauen in den Himmel. Am Schönsten ist es, wenn man im Gras liegt und in den Himmel schaut.
Total himmelblau ist der Himmel.
Blau ist meine Lieblingsfarbe, weißt Du?
„Warum ist denn blau Deine Lieblingsfarbe?“ wirst Du fragen.
Weiß nicht. Also weiß nicht, aber blau.
Der Himmel ist blau, das Meer ist blau.
Ich glaube, der Geist ist blau. Der Zauber von allem ist blau.
Ich find blau schön.
Obwohl…
„Was denn, obwohl?“, wirst Du fragen.
Obwohl, wenn wir jetzt hier so liegen und schon so lange hochschauen in den himmelblauen Himmel, ist das schon ziemlich viel himmelblau am Himmel.
„Hast Du schon genug vom himmelblau?“, wirst Du fragen.
Naja, ein paar schöne weiße Wolken am Himmel find ich auch ganz schön.
Guck mal, so wie die da oben links gerade ankommt:
Die sieht aus wie der kleine Hund Snoopy.
Und die da hinten ankommt, die hat Ähnlichkeit mit Fuchur.
„Wer ist denn Fuchur?“, wirst Du fragen.
Ooch, das ist eine unendlich lange Geschichte. Die erzähl ich Dir ein andermal.
Guck mal die da oben jetzt angeschwebt kommt, sieht aus wie Drogon.
„Den kenn ich. Von dem haben mir meine Eltern schon viel erzählt“, wirst Du sagen.
Figuren raten mit Wolken macht total viel Spaß.
Die Wolken verändern sich dauernd. Wird nie langweilig.
„Außer wenn die weg sind und stundenlang keine Wolke am Himmel zu sehen ist“, wirst Du sagen.
Stimmt. Das könnte langweilig werden.
„Was machen wir denn dann?“, wirst Du sagen.
Mach mal die Augen zu und nimm meine Hand.
„Wenn ich die Augen zumache, sehe ich doch gar nichts mehr“, wirst Du sagen.
Stimmt, aber nur ganz kurz. Denn jetzt pass mal auf:
Wir gehen jetzt mit geschlossenen Augen durch das Land der Phantasie. Und können dabei sogar gemütlich hier liegen bleiben. Ist ja Phantasie.
Hier vorne fangen wir an. Da sehen wir die Erinnerungen:
An Deinen letzten Geburtstag und was Du geschenkt bekommen hast.
An die leckeren Nudeln von gestern Mittag.
Als Du zum ersten Mal gebadet hast. Und nachher geföhnt wurdest.
Wie Du ums Haus rumläufst und am Zaun hochkraxelst.
Und wie Yppie schwanzwedelnd angelaufen kommt und Opa sein dickes wuscheliges Wuschelfell gestreichelt hat.
Ich denke an meine Schwester Käthe, die schon lange tot ist, aber hier im Land der Erinnerungen immer ganz nah bei mir ist. Ich sehe uns beide dann, wie wir Streiche aushecken und ganz viel lachen.
Im Land der Erinnerungen ist es fast immer schön.
„Warum ist es im Land der Erinnerungen fast immer schön?“, wirst Du fragen.
Das kommt daher, dass wir uns an schöne Sachen immer besser erinnern als an schlechte. So wie mit Käthes Tod, der ja nicht schön ist. Aber dann kommen immer sofort die Bilder von den Sachen, die wir zusammen gemacht haben. Echt klasse.
Und Du kannst Dich an die Sachen erinnern, die wir beide zusammen gemacht haben, wenn Du die Augen zumachst:
Als wir den Schmetterling im Garten beobachtet haben.
Oder als der viele Regen den Rasen wieder ganz grün gemacht hat.
Oder als nach dem Blitz der Donner Musik aus dem Himmel gemacht hat, echter Paukenschlag.
Du kannst Dich auch an schöne Sachen erinnern, wenn Du ganz alleine bist und die Augen zumachst. So wie an letztes Weihnachten mit den schönen leuchtend roten Kugeln am großen Weihnachtsbaum.
Oder wie Du Musik auf dem kleinen Instrument gemacht hast und den Kopf zur Melodie hin und her gewiegt hast.
Oder als Du ein leckeres Eis gegessen hast.
Da hast Du in dem Land der Erinnerungen total viel Auswahl.
Aber jetzt gehen wir weiter.
„Wohin gehen wir denn jetzt?“, wirst Du fragen.
Jetzt gehen wir mal tiefer rein in das Land der Phantasie.
Da kannst Du noch mehr sehen als im Land der Erinnerungen.
Nämlich alles, was Du willst.
„Was soll ich denn wollen?“, wirst Du fragen.
Alles was Du sehen willst oder was Du mal erleben möchtest. Auf einem Einhorn reiten, oder auf einem Nashorn. Oder einem süßen kleinen Pony. Oder einem gepunkteten Zebra. Geht alles.
„Das ist aber viel. Womit soll ich denn anfangen?“, wirst Du fragen.
Stimmt, gar nicht so einfach.
Also fangen wir mal ganz einfach an.
Stell Dir mal vor:
Wir liegen im Gras auf dem Rücken und gucken in den himmelblauen Himmel.
„Das ist ja einfach“, wirst Du sagen. „Haben wir ja gerade erst gemacht – vor dem Augen- Zumachen.“
Genau.
Am besten fängt man immer einfach an.
Und jetzt stell Dir mal ein paar Wolken vor und Du rätst, was sie darstellen könnten.
„Guck mal, die sieht aus wie ein großer Baum“, wirst Du sagen.
Ja, mit ganz vielen breiten Ästen und noch mehr Zweigen mit noch viel mehr Blättern dran.
Da kann man drunter stehen bei Regen und wird überhaupt nicht nass, so dicht sind die Blätter. Wie ein Dach, ein Blätterdach.
Siehst Du auch, dass der große Baum auf einem großen Platz steht?
„Das ist ja der Marktplatz in der großen Stadt in dem großen Land“, wirst Du sagen.
Ja, und die Kaufleute und die Reichen singen mit den Armen.
„Sum, sum, sum, sum,sum.“
„Dann sind wir ja mitten im Gute-Laune-Land“, wirst Du sagen.
Genau.
So schnell kommt man ins Gute-Laune-Land.
Und Du kennst echt den schnellsten Weg:
Einfach Augen zu.
Horst Piepenburg
16. August 2018