„Was kann man denn im Gute-Laune-Land lernen?“, wirst Du fragen.
Also, Lernen im Gute-Laune-Land, das geht so:
Die Kinder lernen von ihren Eltern, von den Tieren, den Riesen, den Bäumen, den Flüssen, den Wolken, dem Regen, den Pflanzen und dem Wind.
Eigentlich von allem. Am meisten von ihren Großeltern, von den Omas und den Opas.
„Im Gute-Laune-Land gibt es auch Tiere?“, wirst Du fragen.
Ja, alle Tiere, die es auf der Welt gibt, gibt es auch im Gute-Laune-Land. Und noch viele mehr. Im Gute-Laune-Land gibt es natürlich auch Einhörner, Pegasusse, Phönixe, fliegende rosarote Schweine und Krümelmonster. Ja es gibt sogar Dinos, blaue Nashörner und gepunktete Zebras, knallgelbe Frösche und durchsichtige Giraffen. Die sieht man nicht, aber manchmal fühlt man, wenn sie einem von oben mit ihren dicken Lippen die Haare zersausen.
Die Tiere untereinander benehmen sich genauso wie sonst überall auf der Welt. Da fangen die Vögel Insekten, Katzen fangen Mäuse und Geier essen die Reste von toten Tieren auf, machen alles sauber.
Im Gute-Laune-Land verstehen sich Tiere und Menschen richtig gut. Die Menschen behandeln die Tiere gut und die Tiere sind gut zu den Menschen.
Und so bedienen schon mal die Pinguine die Menschen beim Abendessen. Weil die sehen ja schon so aus, als wenn sie alle einen Kellner-Anzug anhaben.
Die Wale pusten am Meer Springbrunnen für die Kinder und Eisbären machen Eis für die Kinder. Seepferdchen galoppieren übers Wasser, Igel wälzen sich im Käse und spießen Käsewürfel auf ihre Stacheln. Flamingos machen vor, wie man auf einem Bein steht, und Schnecken helfen mit ihrem Haus auf dem Rücken beim Umzug. Fische fliegen übers Wasser und zwischen den Delfinen durch, die Saltos in der Luft schlagen. Schildkröten sind die Zeitnehmer beim Sechs-Tage-Rennen und die Kugelfische kugeln sich vor Lachen, wenn sie sehen, wie Lamas den Suppenhühnern in die Suppe spucken.
Emsige Ameisen transportieren in langer Reihe große Mengen Kleeblätter, damit die Zwerge daraus ein weiches Lager für die Prinzessin der Elfen machen können.
Was für eine bunte und farbenprächtige Tierwelt im Gute-Laune-Land.
Da schlägt der Pfau sein Rad. Fasane flattern über Äcker, Marienkäfer mit den schwarzen Punkten auf ihrem roten Rücken schweben die Fensterbank entlang. Und Wellensittiche machen mit ihren Flügeln Wellen im Kinderplanschbecken.
Da zirren die blau-gelb-violett-grünen Libellen über das Wasser der Teiche, hell-grün-gelbe Grashüpfer springen meterweit über die saftig-grünen Wiesen mit ganz vielen bunten Blumen. Lila-farbene Regenwürmer lockern die Erde auf, damit die Pusteblumen-Pustesamen sich gut einnisten können. Und dann sprießt es so doll aus dem Boden, dass die kleinen Löwenkinder sich freuen, dass sie so viel Löwenzahn essen können, damit sie gute Löwenzähne bekommen.
„Wird es denn auch mal Nacht im Gute-Laune-Land?“, wirst Du fragen.
Ja, genauso wie sonst überall geht auch im Gute-Laune-Land abends die Sonne unter.
Dann sagt der Fuchs dem Hasen gute Nacht. Fledermäuse flattern um die Laternen und Eulen halten Wache auf den Bäumen. Ein Troll trollt sich. Glühwürmchen leuchten den Heinzelmännchen den Weg zu den Schornsteinen auf den Häusern der Menschen. Da krabbeln sie dann rein und räumen die Wohnungen auf. Packen schmutzige Socken in den Waschkorb und stellen Gläser und Teller in die Spülmaschine und räumen Obst und Käse wieder in den Kühlschrank. Und schreiben kleine Zettel, was am nächsten Tag dringend eingekauft werden muss: Milch, Marmelade, Eier und Zitronen. Klopapier, Zahnpasta, Senf und Möhren.
Sie machen sich aber auch schon mal einen Spaß daraus und verstecken einfach Sachen, die die Menschen dann suchen und suchen und sich fragen: „Wo hab ich denn nur den Schlüssel gelassen?“ Wenn die Menschen aber zu lange suchen müssen, legen die Heinzelmännchen in der darauf folgenden Nacht alles so hin, dass man das auch gleich finden kann.
Nachts spielen die Spielzeuge der Kinder verstecken. Und dann kommt es vor, dass Spielzeuge morgens, wenn die Kinder aufwachen, gar nicht mehr an den Stellen liegen, wo die Kinder sie abends hingelegt haben. Oder einfach irgendwo haben liegen lassen. Liegen gelassenes Spielzeug findet das nämlich gar nicht nett und versteckt sich dann sowieso gerne im Kinderzimmer hinter einer Gardine oder im Lampenschirm. Oder die Stoffmaus klettert in den Spielzeuglaster. Und der Schnuller hat die Schnauze voll, dass immer auf ihm rumgekaut wird, und taucht in die Gießkanne ab.
Wenn es dann schon wieder langsam hell wird und der Morgen anbricht, kräht der Hahn und die Hühner legen sich auf den Rücken und halten ihre Bäuche in die warme Sonne. Und dann kräht der Hahn nach einer Weile wieder.
„Und was passiert dann?“, wirst Du fragen.
Dann sind die Eier in den Bäuchen der Hühner fertig und die Hühner legen die fertigen Eier gleich auf dem Küchentisch in die Eierbecher.
Die Kühe haben nachts so wild getanzt, dass morgens gleich Sahne aus ihren Eutern kommt. Und die packen die Hasen mit ihren Löffeln auf die Erdbeertörtchen, die die Erdbeertörtchenpflücker vor Sonnenaufgang von den Erdbeertörtchensträuchern gepflückt haben.
Was für ein schön gedeckter Frühstückstisch. Alles steht auf dem Tisch und Du kannst jetzt förmlich riechen, wie alles duftet. Die Tischdecke ist schön bunt und Du denkst, was Du wohl wieder Schönes in der Nacht geträumt hast. Weiß man ja nicht immer. Aber manchmal.
Die Papageien erzählen dann beim Frühstück Gute-Morgen-Geschichten. Wie der Mond der Sonne zuwinkt und einen schönen Tag wünscht. Und wieso die Kirschen zu zweit an den Ohren der Kinder baumeln. Und wie Sonnenstrahlen die Tomaten rot machen und dass Uhren einen Tick haben.
So machen die Tiere den Menschen Gute Laune. Und die Menschen können von den Tieren lernen.
„Was können die Menschen denn von den Tieren lernen?“, wirst Du fragen.
Ganz viel. Davon werde ich Dir ein andermal erzählen.
Eine Sache, die die Menschen im Gute-Laune-Land von den Tieren im Gute-Laune-Land lernen, ist aber ganz besonders wichtig.
„Welche Sache ist denn ganz besonders wichtig, die die Menschen von den Tieren lernen?“, wirst Du fragen.
Also, die ganz besonders wichtige Sache zum Lernen für die Menschen ist die:
Die Vögel geben manchmal ein Konzert für die Menschen. Das ist vielleicht ein Tirili und Tirila. Der Specht gibt dann den Takt vor und die Spinnen weben ein Netz, dem die Kolibris dann mit ihren schnellen Flügeln Harfenklänge entlocken. Dann kommen geschwind andere Tiere dazu und stimmen mit ein. Die Elefanten trompeten mit ihren Rüsseln und das Getrappel der Pferdehufe hört sich an wie ein Schlagzeug.
Und zwischendurch klatschen die Robben mit ihren Flossen laut Beifall.
Und die Menschen finden die Musik der Tiere so toll, dass sie Instrumente basteln, schnitzen und formen, die auch solch schöne Töne produzieren, wie die Tiere sie machen.
Deshalb gibt es im Gute-Laune-Land in fast jedem Haus ein Musikinstrument: einer hat ein Klavier, eine andere eine Flöte, ein anderer eine Trommel. Es gibt die mit Gitarren, mit Geigen, Mundharmonikas, ja sogar Orgeln. Einige machen aber lieber Musik mit Löffeln, die sie gegeneinander schlagen.
Oder klappern mit den Deckeln von Mülltonnen oder klackern mit ihren Schuhen auf dem Holzboden.
„Und die, die keine Instrument zuhause haben? Was machen die denn?“, wirst Du fragen.
Die singen oder pusten ihre Backen auf und machen lustige Geräusche:
Mph tata, Mph tata, tatatatatata.
Sieht lustig aus und hört sich lustig an:
Mph tata, Mph tata, tatatatatata.
Und weißt Du, wer ganz gemütlich vor sich hinlächelnd am Rande steht?
„Wer steht denn ganz gemütlich vor sich hinlächelnd am Rande?“, wirst Du fragen.
Also, ganz gemütlich vor sich hinlächelnd am Rande steht der Opa.
Und der Opa summt leise vor sich hin.
„Was summt der Opa denn leise vor sich?“, wirst Du fragen.
Der Opa summt:
„Sum, sum, sum, sum,sum.“
Und da dreht sich schon die Frau mit dem lustigen Hut auf dem Kopf zum Opa um und guckt ihn an, warum der wohl so gemütlich lächelt. Und dann hört sie sein leises:
Sum, sum, sum, sum, sum.
Und was meinst Du was passiert?
„Sie summt mit“, wirst Du sagen.
Genau.
Und dann?
„Dann summen die anderen so nach und nach auch mit“, wirst Du sagen.
Korrekt.
Und warum freuen sich alle so, wenn sie so gemütlich zusammen summen?
„Weil damals das kleine Kind die Menschen auf dem Marktplatz in der großen Stadt in dem großen Land zum Summen gebracht hat“, wirst Du sagen.
Genau.
So erinnern sich alle immer daran, wie
das Gute-Laune-Land damals entstanden ist:
Sum, sum, sum, sum, sum.
Horst Piepenburg
- Juli 2018