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Wie das Gute-Laune-Land entstanden ist

Du wirst Dich fragen:
„Wie ist denn das Gute–Laune–Land entstanden?“
Also, das mit dem Gute–Laune-Land, das kam so:

Auf einem großen Marktplatz in einer großen Stadt in einem großen Land waren wie immer donnertags ganz viele Leute zusammen gekommen.
Da waren zunächst die Kaufleute, die ihre Waren verkaufen wollten:
bunte Tücher, Erdbeeren und Kirschen, Kuchen und Schokolade, Limonade und Kakao, Fleischwurst und Schnitzel, Töpfe und Pfannen, Sofas und Tische, Badehosen und Bälle, Kuscheltiere und richtige Esel, Zauberstäbe und Eulen, Ohrringe und Halsketten, Zahnpasta und Hustensaft.
Einfach alles, was das Herz begehrt.

Andere haben angeboten, Briefe für diejenigen zu schreiben, die selbst nicht schreiben können, oder rechnen Zahlen für diejenigen zusammen, die nicht rechnen können.
Es gab Gelehrte, die erklären konnten, warum die Sterne nachts am Himmel leuchten und tagsüber nicht.
Und es gab Märchenerzähler, Seiltänzer, Schornsteinfeger und Gärtner.

Und dann gab es die Leute, die etwas kaufen wollten:
Lampen und Brillen, die Lust auf Pflaumenkuchen mit Sahne hatten oder die neuesten Nachrichten austauschen wollten.

Und es gab ganz arme Menschen, die auf den Markt kamen, um die reichen Menschen und die Händler zu fragen, ob sie was zu essen oder zum Anziehen bekommen könnten.
Aber die wollten nicht einfach so etwas abgeben, ohne Geld.
Sie sagten, die Armen sollten verschwinden.
Das wollten die armen Menschen aber nicht.
Da wurden die Reichen und die Händler immer lauter, um die armen Menschen doch noch wegzujagen.
Und dann schrien die sich gegenseitig an.
Und auf einmal auch die Kaufleute unter einander.
Und die Seiltänzer kamen runter von ihrem Seil und schrien, so könnten sie nicht Seil-Tanzen bei der ganzen Schreierei.
Und die Esel schrien und die Töpfe und Pfannen fingen auch noch an zu klappern.

Das war vielleicht ein Lärm.
Keiner konnte den anderen mehr verstehen.
Keiner kaufte was, niemand verkaufte mehr etwas.
Die Märchenerzähler verstummten.
Alle waren mit Schreien beschäftigt.

Plötzlich stand mitten in dem ganzen Trubel ein kleines Kind.
Das stand da ganz allein mitten auf dem Platz und summte leise vor sich hin:
Sum, sum, sum, sum, sum.

Die ganz nah bei dem Kind standen, sagten:
„Geh weg. Du störst uns beim Streiten.“
Da lächelte das Kind ganz sanft und blieb einfach stehen und summte weiter.
Denn das Kind wusste gar nicht, was streiten ist.
Da versuchten die Leute dem Kind zu erklären, was streiten ist.
Und das Kind antwortete: „Warum macht Ihr das?“
Da sagten die Leute: „Weil die anderen angefangen haben.“
Da fragte das Kind: „Wo sind denn die anderen?“
Da zeigte jeder auf einen anderen, aber jeder schüttelte sofort den Kopf und sagte:
„Hab ich gar nicht. Ich war’s nicht.“
Keiner wusste mehr, wer angefangen hatte.

Da sagte das Kind:
„Ich finde streiten ganz schön blöd.“
Und fing wieder an, sein Lied zu summen:
„Sum, sum, sum, sum, sum.“

Da fragte einer das Kind:
„Was summst Du denn da?“

Das Kind antwortete:
„Sum, sum, sum,sum, sum.“

Da fragten alle:
„Was bedeutet das denn?“

„Nix“, sagte das Kind.“

„Warum summst Du das denn die ganze Zeit?“

„Weil ich gute Laune habe“, antwortete das Kind.“

Darauf die Leute: „Warum hast Du denn gute Laune? „

„Weiß nicht. Ist einfach so.“

„So einfach ?“, fragten die Leute und guckten sich fragend an.

„Ja, so einfach. Versuch doch mal selbst“, sagte das Kind zu einem alten Mann mit ganz grauem Bart, der neben ihm stand und es schon die ganze Zeit ganz neugierig angeguckt hatte.
„Ich?“, sagte der.“Kann ich doch gar nicht.
„Mach doch mal“, sagte das Kind zu ihm: „Sum, sum, sum, sum, sum.“
Da verzog der alte Mann das Gesicht. Und alle sahen, wie er anfing zu überlegen.
Auf einmal war er wohl fertig mit Überlegen.
Denn sein Gesicht veränderte sich ganz sanft zu einem Lächeln und er sagte:
„Ich glaube, ich habe das früher auch schon mal gesummt. Mitgesummt zu einer tollen Musik.
Ich weiß aber nicht mehr genau.“
„Ist doch egal“, sagte das Kind. „Summ doch einfach mit mir:
Sum, sum, sum, sum, sum.
Also los, bei drei: eins, zwei, drei.“
Und dann summten das Kind und der alte Mann mit dem ganz grauen Bart gemeinsam:
„Sum, sum, sum, sum, sum.“
Und die Frau mit dem Tuch im Haar neben ihnen stimmte mit ein und sie summten schon zu dritt.

Und weißt Du was?
Ja wirklich:
Ganz langsam summte einer nach dem anderen auf dem großen Marktplatz in der großen Stadt in dem großem Land: Sum, sum, sum, sum, sum.

Und aller Streit war vergessen. Die Leute drehten sich summend zu einander und lächelten, sogar die Reichen lächelten die Armen an. Da iate der Esel, die Töpfe klapperten mit ihren Deckeln Beifall und die Seiltänzer tanzten summend auf dem Seil.
Und alle hatten gute Laune.

„Und am nächsten Donnerstag?“, wirst Du fragen.
Als wieder Markttag war, kamen alle schon summend auf den Platz.
Und die Armen tanzten summend für die Reichen, die sich mit Essen und Kleidung bedankten.
Die Kuscheltiere rollten fröhlich mit den Augen, die Sahne auf dem Pflaumenkuchen vibrierte vor Vergnügen und die Gärtner boten den Schornsteinfegern an, auf den Dächern Blumenbeete anzulegen.
Die Freude war groß und alle freuten sich schon auf den nächsten Donnerstag.

„Und wo war das Kind an diesem Donnerstag?“, wirst Du fragen.
Das war an einem anderen Ort und verbreitete dort gute Laune.
Und das machte es ganz oft und die Leute von dem großen Marktplatz in der großen Stadt in dem großen Land machten das genauso, wenn sie auf Leute aus anderen Städten und Dörfern trafen.
Und so breitete sich die gute Laune immer weiter aus, bis alle Menschen in dem großen Land gute Laune hatten.

Und nach kurzer Zeit merkten die Leute, die nebenan von dem großen Land lebten, dass in dem großen Land immer so gute Laune herrschte. Und dass es in dem großen Land gar keinen Herrscher gab, der die gute Laune angeordnet hatte. Und deshalb fragten sie ihre Nachbarn aus dem großen Land, ob sie das mit der guten Laune auch haben könnten.
Und da sagten die Leute in dem großen Land: „Klare Sache. Summt mal mit:
Sum, sum, sum, sum, sum.“
Dann summten die Leute in dem Land neben dem großen Land mit und die gute Laune wurde so nach und nach grenzenlos.

„Und wo ist das Kind heute?“, wirst Du fragen.

Das verbreitet überall die Geschichte vom Gute-Laune-Land

„Bist Du das Kind?“, wirst Du fragen.

Nein, aber ich weiß die Geschichte von jemandem, der das alles erlebt hat.

„Wer ist das denn?“, wirst Du fragen.

Das bist Du.

Du bist das Kind, das allen zur guten Laune verhilft.

„Aber ich weiß doch gar nicht, wie das geht“, wirst Du sagen.

Siehst Du, so einfach geht das.

Horst Piepenburg
6. August 2016

Anmerkung des Autors:
Sum, sum, sum, sum, sum
hat sich echt um die ganze Welt verbreitet.
Es ist der Anfang eines weltberühmten Liedes:
D-D-D-E-F.